Was versteht man unter AIP?

Die Ernährungsweise des Paleo Autoimmunprotokolls, kurz AIP (Englisch: "autoimmune paleo diet") ist eine Weiterentwicklung der Paleo-Ernährungsweise und eliminiert im Gegensatz zu dieser über Gluten und kreuzreaktive Nahrungsmittel wie Milchprodukte und andere glutenfreie Getreidearten hinaus auch Nachtschattengewächse und Lektine, welche für manche Personen mit Autoimmunität ebenfalls problematische, reaktive Lebensmittel und Trigger ihrer Autoimmunerkrankung darstellen. Im Gegensatz zur Paleo-Ernährung verzichtet man daher z.B. auch auf Eier, Kartoffeln und auf alle Arten von Nüsse und Samen. Diese Ernährungsform richtet sich, wie der Name schon sagt, speziell an Autoimmunpatienten.

Den Zusammenhang zwischen Gluten und Autoimmunerkrankungen sowie eine Erläuterung über zu Gluten kreuzreaktive Lebensmittel (Milch und Getreide) findest du hier.

Warum können auch Lektine und Nachtschattengewächse bei Autoimmunerkrankungen Trigger sein?

Nachtschattengewächse

Zu den Nachtschattengwächsen zählen z.B. Aubergine, Chili, Kartoffeln, Paprika und Tomaten. Nachtschattengewächse sind für manche Personen bestimmter Genotypen immunreaktive Eigenschaften besitzen und zwar aus zwei Gründen:

  1. Nachtschattengewächse enthalten Alkaloide (wie Solanin oder Capsaicin), welche in manchem Menschen mit Autoimmunität Flare-ups hervorrufen können, da sie sich an Immunzellenrezeptoren binden.
  2. Zudem enthalten Nachtschattengewächse auch Lektine

Lektine

Lektine sind klebrige, kohlenhydrat-bindende Proteine (Glykoproteine), die in verschiedenen Lebensmitteln vorkommen wie z.B.: 

  • Hülsenfrüchte: Bohnen, Kichererbsen, Linsen, Erbsen, Sojabohnen
  • alle Arten von Nüsse und Samen wie Mandeln, Cashew, Sonnenblumensamen,...
  • Getreide und Psyeudogetreide wie Weizen, Reis, Mais, Buchweizen, Quinoa, Hirse,...
  • Früchte: Melonen
  • Gemüse: Nachtschattengewächse wie Aubergine, Kartoffel, Tomate

Lektine fördern Agglutination, d.h. die Verklebung von Lektinen mit anderen Proteinen zu modifizierten, neuen Proteinen und damit zu neuen Antigenen, auf die das Immunsystem mancher Personen mit dafür anfälligen Genotypen reagiert und eine Entzündungsantwort provoziert¹ . Ein Indiz für eine Sensitivität des Immunsystems bzw. eine genetisch bedingte übertriebene Immunantwort auf Agglutination und damit auch eine Lektinsensitivität ist ein hoher Rheumafaktor

Übrigens wird der Lektingehalt von Lebensmitteln durch Einweichen für 8 bis 16 Stunden und anschließendes Erhitzen beeinflusst und kann durch Kochen reduziert werden, weswegen gekochte Lekine bei einer milden Sensitivität bis zu einem gewissen Grad gegebenfalls vertragen werden können. Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass ein restlicher Lektingehalt erhalten bleibt. Der Lektin-Gehalt in Weizen und anderen glutenhaltigen Getreiden lässt sich zudem nicht durch Erhitzen reduzieren². 

Eine Lektinsensitivität ist per Nahrungsmittelsensitivitätstesting (Cyrex Array 10) durch Antikörper nachweisbar - eine Immunsensitivität auf Nachtschattengewächse rein aufgrund deren Alkaloid-Bindungsmechanismen allerdings nicht. Dies kann nur durch den Verzicht auf Nachtschattengewächse und einer Beobachtung der Symptome im Sebstversuch getestet werden (mehr dazu weiter unten im Text unter Eliminations- und Provokationsdiät).

Liste der erlaubten und verbotenen Lebensmittel bei AIP

 

Gemüse:

  • Artischocke
  • Blumenkohl
  • Brokkoli
  • Chinakohl
  • Erdmandel (Tigernuss)
  • Fenchel
  • Gurke
  • Grünkohl
  • Karotte
  • Knoblauch
  • Kochbanane
  • Kohlrabi
  • Kräuter (alle Arten z.B. Basilikum, Minze,...)
  • Kürbis (alle Arten)
  • Lauch
  • Lauchzwiebeln
  • Mangold
  • Maniok
  • Meerrettich
  • Pak Choi
  • Pastinaken
  • Petersilienwurzel
  • Pfeilwurz
  • Pilze (alle Arten)
  • Radieschen
  • Rettich
  • Rhabarber
  • Rosenkohl
  • Rote Bete
  • Rotkohl
  • Salate (alle Arten)
  • Schalotten
  • Sellerie
  • Spargel
  • Spinat
  • Süßkartoffeln
  • Tompinambur
  • Weißkraut
  • Wirsing
  • Zucchini
  • Zwiebeln

 

Früchte:

  • Ananas
  • Apfel
  • Aprikose
  • Avocado
  • Banane
  • Beeren (Erdbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren,...)
  • Granatapfel
  • Grapefruit
  • Grüne Papaya
  • Kirsche
  • Kiwi
  • Limette
  • Mandarine
  • Mango
  • Oliven
  • Orange
  • Pfirsich
  • Pflaume
  • Rosinen
  • Rote Trauben
  • Quitte
  • Zitrone

 

alle Arten von qualitativ hochwertigem Fleisch (inkl. Innereien) - am besten aus Weidehaltung, Fisch und Meeresfrüchte (Vorsicht aber bei verarbeiteten Fleischprodukten wie Wurstwaren aufgrund der Zusatzstoffe)

 

Kokosprodukte (geeigneter Milchproduktersatz):

  • Kokosöl
  • Kokosmilch
  • Kokosjoghurt (Inhaltsstoffe/ Zusatzstoffe prüfen!)
  • Kokosmehl und Kokosflocken

Gesunde Fette: 

z.B. Avocadoöl, Olivenöl, Kokosöl, tierische Fette

 

Probiotische Nahrungsmittel:

  • Kombucha
  • Sauerkraut

 

Sonstiges:

  • Ahornsirup
  • Honig
  • Ingwer
  • Kaper
  • Kurkuma
  • Maroni
  • Nelken
  • Safran
  • Schwarzer Pfeffer
  • Zimt

 

alle Nachtschattengewächse & deren Gewürze :

  • Ashwagandha
  • Aubergine
  • Cayenne-Pfeffer (nicht schwarzer Pfeffer)
  • Chili
  • manche Curry-Mischungen (Zutaten prüfen)
  • Garten-Huckleberry (amerikanisch)
  • Gojibeere
  • Kartoffeln (Ersatz: Süßkartoffeln o. Topinambur)
  • Paprika & Paprikagewürz
  • Physalis
  • Tomaten

 

alle lektinhaltige Lebensmittel & alle

Produkte daraus:

- alle Getreidearten (auch glutenfreie):

  • Weizen (auch Weizengras)
  • Roggen
  • Gerste (auch Gerstengras)
  • Dinkel
  • Bulgur
  • Couscous
  • Hafer
  • Hirse & Teff
  • Mais (auch Maisstärke)
  • Reis (Ersatz: Blumenkohlreis)

- alle Pseudogetreide:

  • Amaranth
  • Buchweizen
  • Quinoa

- alle Hülsenfrüchte

  • Bohnen (alle Arten, auch grüne Stangenbohnen)
  • Erbsen
  • Erdnüsse (auch Erdnussöl)
  • Kichererbsen
  • Linsen
  • Lupinen
  • Sojabohnen (auch Edamame & Tofu)
  • Zuckerschoten

- alle Arten von Nüssen und Samen (auch         deren Öle):

  • Cashewnüsse
  • Gewürze aus Samen (z.B. Anis, Koriander, Senfsamen,...)
  • Haselnüsse
  • Kaffee (koffeinfreier Ersatz: Löwenzahwurzelkaffee, Zichorienkaffee)
  • Kakao (Ersatz: Carobpulver)
  • Kürbiskerne
  • Leinsamen
  • Mandeln
  • Sesam
  • Sonnenblumenkerne
  • Walnüsse
  • ...

- alle Kürbisgewächse:

  • Gurke
  • Kürbis
  • Melone
  • Zucchini

 

Eier

 

alle Milchprodukte & Produkte daraus:

  • Eis
  • Milch
  • Käse
  • Joghurt
  • Quark
  • Sahne
  • Schmand
  • Whey-Protein
  • ...

Die oben dargestellte Liste erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.

Wichtig ist, dass man trotz alledem auf eine Diversität in seiner Ernährung achtet! Das heißt, möglichst viele verschiedene, bunte Gemüse zu sich nehmen und nicht  jeden Tag dasselbe essen!

Denn ansonsten riskiert man aufgrund einer eingeschränkten Vielfalt in der Ernährung und dadurch einer fehlenden Diversität der Darmflora seine orale Toleranz zu verlieren, was weitere Nahrungsmittelsensitivitäten mit sich bringt.

Im Folgenden noch ein paar ergänzende Anmerkungen zur Ernährung gemäß AIP:

  • Zu vermeiden ist ebenfalls der Konsum von verarbeiteten Lebensmitteln und Fertiggerichten, künstlichen Zusatz-, Aroma- oder Farbstoffen (Zutaten mit chemischen Namen), raffinierte Zucker und Alkohol, wobei dies allgemein für eine gesunde Ernährungsweise und nicht nur für AIP gilt, aber umso wichtiger bei Autoimmunerkrankungen ist.
  • AIP macht generell keine Vorgaben zum Kohlenhydratkonsum und der Menge an Kohlenhydraten, die gegessen werden darf. Allerdings sollte bei einer Autoimmunerkrankung auf einen stabilen Blutzuckerspiegel geachtet werden (mehr dazu unter Autoimmunerkrankungen).
  • Auch der Konsum von Salz sollte bei Autoimmunität auf ein Minimum reduziert werden, auch wenn AIP dazu ebenfalls keine Vorgaben macht.

AIP Rezeptideen

Auch wenn es am Anfang erschreckend sein mag zu sehen, wie viele Lebensmittel man bei einem Autoimmunprotokoll aus seiner Ernährung eliminiert, so gibt es mittlerweile doch bereits viele AIP-Rezepte frei verfügbar im Internet oder auch spezielle AIP-Kochbücher mit kreativen Rezeptideen. Reis lässt sich z.B. gut durch Blumenkohlreis (fein gehackten Blumenkohl) ersetzen. Anstelle von Pasta aus Getreide kann man mit einem Spiralschneider Gemüsespaghetti zubereiten. Klassische Kartoffelgerichte können mit Süßkartoffeln oder Topinambur zubereitet werden.

Eine Übersicht zu AIP-Ersatzmehlen findet ihr auf der Seite Glutenfrei.

Wie lange muss ich eine AIP-Diät machen?

... als Eliminations- und Provokationsdiät 

AIP wird oft im Zusammenhang mit einer Eliminations- und Provokationsdiät genannt, bei der man sich für einen Monat lang nach dem AIP-Konzept ernährt und dann Schritt für Schritt verschiedene Lebensmittel einzeln wieder einführt, um so zu testen, auf welche Lebensmittel der Körper reagiert. Verspürt man eine Reaktion, meidet man das Lebensmittel zukünftig, verspürt man keine Symptome, kann man das Lebensmittel wieder zu sich nehmen.

Dieses Vorgehen funktioniert, wenn man testen möchte, ob man z.B. auf Lektine oder Nachtschattengewächse reagiert. Allerdings muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass es schwierig ist, etwaige auftretende Symptome dem Konsum eines Nahrungsmittels sicher zuzuordnen, denn 

  • die Symptome können mit einigen Tagen Verzug einsetzen 
  • oder im ersten Moment für einen gar nicht spürbar sein (z.B. eine schmerzlose Entzündung der Schilddrüse wie bei Hashimoto der Fall). 
  • Zudem gibt es mehrere Ursachen oder Trigger, die zu demselben Symptom führen können, z.B. kann eine allgemeine Müdigkeit durch den Konsum eines unverträglichen Nahrungsmittels oder einfach durch schlechten Schlaf hervorgerufen werden.

Eine Alternative zu der Elimations- und Provokationsdiät und eine sichere Möglichkeiten um Nahrungsmittelsensitivitäten auf einzelne Lebensmittel und Proteine wie Lektine zu diagnostizieren bietet Cyrex Array 10. Er testet 180 Lebensmittel sowohl in gekochter wie roher Form und ist weltweit führend hinsichtlich seiner Genauigkeit. Von billigen Nahrungsmitteltests ist abzuraten, da hier False Positives wie auch False Negatives auftreten können.

... als lebenslange Ernährungsform im Falle entsprechender Nahrungsmittelsensitivitäten

Sofern entsprechende Nahrungsmittelsensitivitäten diagnostiziert sind, die eine AIP-Ernährung erfordern, ist AIP - gegebenfals in einer individuell auf die eigenen Unverträglichkeiten angepassten Form - aber genauso wie eine glutenfreie Ernährung ein lebenslanges Prinzip, das solange befolgt werden muss, wie eine Autoimmunerkrankung vorliegt, daher lebenslänglich. In diesem Fall ist eine vierwöchige Kur nicht ausreichend.

Jedoch sei an dieser Stelle nochmals erwähnt, dass AIP nicht per se von jedem Autoimmunerkrankten befolgt werden muss, sondern es kommt auf die individuell diagnostizierten Nahrungsmittelsensitivitäten an. Bei vielen reicht auch eine gluten- und milchfreie Ernährung.

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¹ Lambert, J., & Vojdani, A. (2017). Correlation of tissue antibodies and food immune reactivity in randomly selected patient specimens. J Clin Cell Immunol, 8(521), 10-4172.

² Pusztai, A., & Grant, G. (1998). Assessment of lectin inactivation by heat and digestion. Lectin methods and protocols, 505-514.

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