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Die in diesem Artikel dargestellten Informationen basieren auf dem Wissen und dem Behandlungsansatz des Spezialisten für Hashimoto und Autoimmunität Dr. Datis Kharrazian - bekannt durch sein Bestseller über die Behandlung von Hashimoto "Schilddrüsenunterfunktion und Hashimoto anders behandeln" (2010).
Nur 10% der Betroffenen zeigen bei Hashimoto offenkundige Symptome der Schilddrüsenunterfunktion¹. Dazu zählen:
Die Hauptbeschwerden im Falle von Hashimoto sind allgemeine Müdigkeit, Depression und eingeschränkte Gehirnfunktion (z.B. Vergesslichkeit) oder chronische Verstopfung und chronische gastrointestinale Probleme.
Vor allem im frühen Stadium von Hashimoto sind klinischen Untersuchungsergebnisse jedoch normal! Daher gibt es oft keine Diagnose der Betroffenen durch den behandelten Arzt! Für Patienten kann sich daraus dann eine unbefriedigende oder sogar verzweifelte Situation ergeben, in der sie zwar Symptome spüren, aber im konventionellen Gesundheitssystem keine Krankheit diagnostiziert werden kann.
Um zu verstehen, warum dies so ist, werden wir im Folgenden einen Blick auf die Funktionalität der Schilddrüse und die Krankheitsprozesse bzw. -stadien bei einer Hashimoto-Thyreoiditis werfen.
Das Hormon Thyreotropin oder kurz TSH für Thyroidea (Schilddrüse) stimulierendes Hormon ist verantwortlich für die Hormonproduktion von Schilddrüsenhormonen. Es wird von der Hirnanhangsdrüse ausgeschüttet und regt die Schilddrüse zur Produktion der Schilddrüsenhormone T3 (Triiodthyronin ) und T4 (Thyroxin) an.
Obwohl die Schilddrüse vor allem T4 produziert, ist T3 das Schilddrüsenhormon, welches der Körper später nutzt. Daher wird T4 von unserem Körper in einem weiteren Schritt durch die Enzyme 5′-Deiodasen in T3 umgewandelt. Im Blut ist ein Großteil des T3s allerdings an Eiweiße (Thyroxin bindende Proteine) gebunden, um zu Organen transportiert zu werden, und kann von unserem Körper nicht verwertet werden. Nur freies T3 (fT3), d.h. das ungebundene Hormon, ist für den Körper verfügbar und wird von den Zellen zur Stoffwechselaktivierung aufgenommen.
Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose): Im Falle einer Schilddrüsenunterfunktion passiert nun Folgendes: Im Blut befinden sich zu wenig Schilddrüsenhormone, weswegen die Hirnanhangsdrüse vermehrt TSH (das Schilddrüse stimulierende Hormon) ausschüttet, denn sie will die Schilddrüse zu einer verstärkten Hormonproduktion von T3 und T4 anregen, da deren Konzentration im Blut ja zu gering ist.
Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose): Umgekehrt ist die Schilddrüsenhormonkonzentration bei einer Schilddrüsenüberfunktion zu hoch, daher senkt sich das TSH, denn es sollen weniger Schilddrüsenhormone produziert werden, da es ja bereits zu viele gibt.
Der TSH-Wert steuert also die die Schilddrüse und regelt deren Aktivität zur Hormonproduktion.
Quelle: in Anlehnung an Dr. Datis Kharrazian, 2020
Bei der Erkrankung der Hashimoto-Thyreoiditis (auch Autoimmunthyreoiditis genannt) kommt es zu einer Autoimmunreaktion gegen das Gewebe der Schilddrüse und damit zu einer chronischen Entzündung bis hin zu einer kontinuierlichen Zerstörung der Schilddrüse durch den eigenen Körper bedingt durch eine fehlgeleitete Immunreaktion. Dies betrifft mehrere Aspekte der Schilddrüsenhormonsynthese (s. obige Abbildung rechts):
Standardmäßig wird bei Klage des Patienten über Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion der TSH-Wert gemessen.
Der TSH-Wert ist bei Hashimoto jedoch erst erhöht, wenn die Autoimmunerkrankung fortgeschritten ist. Es gibt auch frühe Stadien der Krankheit, bei der man die Entzündung der Schilddrüse zwar bereits durch TPO und/ oder Tg-Antikörper im Blut nachweisen kann, der TSH-Wert jedoch noch im Normbereich liegt (stille Autoimmunität).
In der darauffolgenden Phase der autoimmunen Reaktivität, verspürt der Patient möglicherweise bereits Symptome, der TSH-Wert liegt aber immer noch im Normalbereich, bis die Krankheit soweit fortschreitet, dass Schilddrüsengewebe zerstört wird und der TSH-Wert sich messbar erhöht. Zeitweise ist sogar eine Schilddrüsenüberfunktion mit verringertem TSH-Wert als Laborbefund möglich. Das ist dann der Fall, wenn die Autoimmunreaktionen gegen die Schilddrüse schwanken oder wenn gerade Schilddrüsengewebe zerstört wurde, was Schilddrüsenhormone ins Blut freigegeben hat.
Quelle: in Anlehnung an Dr. Datis Kharrazian, 2020
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass bei Verdacht einer Schilddrüsenerkrankung sowohl der TSH-Wert wie auch die Schilddrüsen-Antikörper im Blut untersucht werden sollen.
Das Laborergebnis der Schilddrüsen-Parameter im Blut bei einer vorliegenden Hashimoto-Thyreoiditis sieht folgendendermaßen aus:
Hinweis: Die dritte Art der Schilddrüsen-Antikörper, die TRAK-Antikörper (Thyreotropin-Rezeptor-Autoantikörper), sind bei einem Hashimoto-Befund negativ. Diese sind nur bei der Erkrankung Morbus Basedow (Immunhyperthyreose) erhöht.
Obwohl das Vorhandensein der Antikörper eigentlich ausschlaggebend für die Diagnose von Hashimoto ist, spielt der TSH-Wert insofern eine Rolle, da bei einem erhöhten TSH-Wert und einer Schilddrüsenunterfunktion über die Medikation von Schilddrüsenhormonen nachgedacht werden muss. Hierzu sollte sie ein Arzt beraten.
Die Höhe der TPO- oder Tg-Antikörper im Blut sagt nichts über die Schwere der Hashimoto-Thyreoiditis aus.
Der Grad der Entzündung bzw. Zerstörung des Schilddrüsengewebes wird nicht von der Höhe oder Anzahl der Schilddrüsen-Antikörper bestimmt, sondern von der Aggressivität der Reaktion deines Immunsystems aufgrund der vorhanden Antikörper. Die Aufgabe von Antikörpern bei Immunreaktionen ist erstmal nur das "Markieren von Feinden", nicht aber deren eigentliche Eliminierung.
Dein ermittelter Antikörper-Wert ist nicht mit anderen Betroffenen vergleichbar, er kann dir aber als persönliche Baseline dienen, denn
Solltest du an einer diagnostizierten Schilddrüsenunterfunktion leiden und es wurden bisher noch keine Schilddrüsen-Antikörper bei dir untersucht, dann sprich deinen behandelten Arzt aktiv darauf an! Leider wird diese Untersuchung nicht immer durchgeführt - mehr dazu im nächsten Abschnitt.
In der konventionellen Medizin wird im Falle von offenkundigen Symptomen der Schilddrüsenunterfunktion der TSH-Wert per Bluttest überprüft.
Wird dabei eine Hypothyreose diagnostiziert, weil der TSH-Wert zu hoch ist (positives Testergebnis), wird eine entsprechende Schilddrüsenhormon-Ersatztherapie verschrieben, sodass sich der TSH-Wert wieder normalisiert. Anschließend wird das TSH regelmäßig (ein- bis zweimal jährlich) kontrolliert um zu entscheiden, ob die Hormondosierung angepasst (i.d.R. erhöht) werden muss. Eine weitere Untersuchung hin auf Hashimoto durch das Testen von Schilddrüsen-Antikörpern wird oftmals nicht durchgeführt, da dies in der kassenärztlichen Medizin keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielt. Die Behandlung von Hashimoto unterscheidet sich nicht von der einer anderen Art von Schilddrüsenunterfunktion. Die Behandlung der Erkrankung basiert rein auf der Gabe von Schiddrüsenersatzhormonen zur Normalisierung des TSH-Werts.
Ist das Ergebnis des TSH-Wert bei dem Bluttest im Normalbereich, findet ebenfalls trotz der Symptome einer Hypothyreose leider oft keine weitere Untersuchung hin auf Schilddrüsen-Antikörper und das Vorliegen einer Hashimoto-Thyreoiditis statt und eine Diagnose der Erkrankung wird nicht gestellt.
Im Falle einer Hashimoto-Thyreoiditis wird zwar eine Schilddrüsenersatzhormontherapie durchgeführt, sofern der TSH-Wert außerhalb des Normbereichs liegt und eine Hypothyreose diagnostiziert wird, eine weitere Behandlung der eigentlich zugrundeliegenden Autoimmunerkrankung findet jedoch in den allermeisten Fällen nicht statt - vor allem nicht im kassenärztlichen System, denn eine Behandlung einer Autoimmunerkrankung ist komplex, individuell und damit zeitintensiv, was dem Arzt durch die gesetzliche Krankenkasse nicht entlohnt werden kann.
Die Folge:
¹ Amino, N. (1988). Autoimmunity and hypothyroidism. Baillière's Clinical Endocrinology and Metabolism, 2 (3), 591-617.
² Caturegli, P., De Remigis, A., & Rose, N. R. (2014). Hashimoto thyroiditis: clinical and diagnostic criteria. Autoimmunity reviews, 13 (4-5), 391-397.
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